Zwei Tage lang drehte sich bei der DIVERSITY alles um Vielfalt in der Arbeitswelt. Die Konferenz von Tagesspiegel und Charta der Vielfalt erlebte dieses Jahr bereits ihre elfte Auflage – mit einem besonderen Schwerpunkt.
Bild: Tagesspiegel/Steffen Junghanß
Ungewöhnlich politisch präsentierte sich in diesem Jahr die DIVERSITY-Konferenz von Tagesspiegel und Charta der Vielfalt, denn mit dem Motto „Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung: Werte verteidigen in Krisenzeiten“ stand ein hochaktuelles Thema im Zentrum der Veranstaltung, die am 10. und 11. November digital über die Bühne ging.
Bereits im Auftaktgespräch formulierte Ana-Cristina Grohnert, Vorstandsvorsitzende der Charta der Vielfalt, den Anspruch der Veranstaltung: „Die derzeitigen Krisen können wir nicht einfach an der Bürotür abstreifen, denn sie bestimmen auch am Arbeitsplatz unser Miteinander. Wir wollen deshalb Unternehmen und gerade auch die Führungskräfte daran erinnern, dass sie sich in ihrer Vorbildfunktion politisch positionieren und sich am Arbeitsplatz für Demokratie und Freiheit einsetzen dürfen.“ Dem stimmte auch Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff zu: „Vielfalt ist Freiheit, ist Bandbreite, ist Spektrum, ist Reichtum. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Feinde der Demokratie behaupten, dass Diversity dekadent sei, müssen wir solche Werte auf allen Ebenen hochhalten.“
Auch Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration ging in ihrem Impuls gleich zu Beginn der digitalen Konferenz auf das Motto der Veranstaltung ein: „Wir leben in bewegten Zeiten. Da ist es besonders wichtig, dass wir besprechen, was gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt und dazu gehört Diversity.“ Im Gespräch mit der ukrainischen Journalistin und freien Tagesspiegel-Mitarbeiterin Valeriia Semeniuk diskutierte sie zudem Rolle und Perspektive der Geflüchteten des Ukraine-Krieges.
Prominente Gesichter dieses bewaffneten Konfliktes sind von Beginn an die Klitschko-Brüder gewesen. Tatjana Kiel, CEO von Klitschko Ventures und langjährige Geschäftspartnerin von Dr. Wladimir Klitschko, sprach im Panel „Werte in der Arbeitswelt: Erfolgsfaktor in Krisenzeiten“ über die von ihr gegründete Initiative #WeAreAllUkrainians, mit der die Menschen in der Ukraine unterstützt werden, und wie wichtig es ist, dass sich Unternehmen engagieren.
Im Panel „Gegen Ausgrenzung, für Inclusion: Werte verteidigen in Zeiten v. Krieg, Krisen, Flucht u. Populismus“ wurde der Begriff der Werte von Gilda Sahebi (Journalistin, Ärztin & Politikwissenschaftlerin), Eva Kreienkamp (Vorsitzende des Vorstandes BVG), Christopher Schreiber (Geschäftsführer Öffentlichkeitsarbeit LSVD Berlin-Brandenburg) und Prof. Karim Fereidooni (Juniorprofessor Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung Ruhr-Universität Bochum) vielschichtig diskutiert. Konsens war es, dass es nicht um einen Export westlicher Werte gehen könne, sondern um das Unterstützen des Kampfes für universelle und menschliche Werte im In- und Ausland. Prof. Karim Fereidooni: „Nicht alle Werte sind gleich, es gibt große Unterschiede zwischen den Staaten. Allerdings ist es sinnvoll darauf hinzuweisen, dass es auch in Deutschland einen zähen Kampf darum gab und dass jede Generation auch hierzulande diese Werte erlernen und verteidigen muss.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, widmete sich in ihrer Keynote der daran anknüpfenden Frage, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine unsere Werte herausfordert: „Diese Zeitenwende betrifft nicht nur die Bundeswehr, nicht nur Europa, nicht nur die Nato, nicht nur die äußere Sicherheit. Sie betrifft auch und besonders die innere Sicherheit. Und zur inneren Sicherheit gehört Toleranz – und die Intoleranz nicht zu tolerieren. Denn wenn wir die Intoleranz tolerieren, ist das das Ende unserer freien, demokratischen Welt.“
Das Panel „Werte verteidigen mit Respekt: Wie wollen wir miteinander sprechen?“ widmete sich ebenfalls der Toleranz – und zwar im alltäglichen Miteinander. Denn dass derzeit lautstarke Diskussionen über Genderthemen, Rassismus, Antirassismus, kulturelle Aneignung, Political Correctness oder Cancel Culture für eine zunehmende Polarisierung sorgen, ist eine besorgniserregende Entwicklung, fanden dann auch Marius Jung (Moderator, Speaker und Kabarettist), Hasnain Kazim (Journalist und Autor), Prof. Dr. Peter Schlobinski (Vorsitzender Gesellschaft für deutsche Sprache e.V.) und Gazelle Vollhase (Content Creator, Diversity & Inclusion Expertin). Wie man Hass und Ignoranz entgegentreten kann, wurde ebenso besprochen wie die Notwendigkeit, weiter im Dialog zu bleiben.
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der diesjährigen DIVERSITY war der Themenkomplex Herkunft Ostdeutschland. Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, zeigte in seinem Impulsvortrag auf, dass zu wenige Ostdeutsche in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Militär zu finden sind. Schneider berief sich dabei auf Zahlen der Universität Leipzig, nach denen nur 3,5% der bundesweiten Führungspositionen von Ostdeutschen besetzt sind. Diese Dysbalance gefährde laut Schneider den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt, denn „Zufriedenheit, Gestaltungswille und Vertrauen nehmen ab und am Ende untergräbt es auch unsere Demokratie.“
Im anschließenden Panel diskutierten mit Tagesspiegel-Geschäftsführerin Ulrike Teschke und Unternehmer Benjamin Minack zwei in Ostdeutschland geborene Führungskräfte mit Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff die Herausforderungen und Chancen für Menschen ostdeutscher Herkunft in der Arbeitswelt.
Zahlreiche Workshops, Expert Labs und digitale Networking-Sessions rundeten das umfangreiche Programm der DIVERSITY 2022 ab, an der insgesamt 650 Diversity-Manager_innen und 64 Speaker_innen teilnahmen.
Diese Veranstaltung wurde durch externe Partner unterstützt. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Veranstaltungswebsite.
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